27.03.2012

Spiegel verherrlicht Graffiti

die Kunstakademien,

Geburtsstätten und Wiegen der Pest unserer Zeit, mit freundlicher Genehmigung und Unterstützung von Spiegel, Zeit und der Süddeutschen





So erstritten sich die Aspiranten der Kunstakademie Düsseldorf das Recht, die städtischen Gebäude in der Umgebung der Akademie in bis zu 30 Meter umliegend der Akademie, zu verunstalten. siehe oben! Doch nicht ein Schmierstrich traf die Akademie, (im Hintergrund)? Ein Zufall? Wohl kaum. Nur eiskalte Berechnung.

Die ewige Lüge der Medien und selbsternannten "Kunstexperten"! Zum tausendsten Mal kauen uns die Medien vor, dass Graffitivandalen "Künstler" seien. Wie wäre es denn, wenn sie den Schmierfinken ihre Verlagshäuser und Zeitungen zur Verfügung stellen und dazu mal eine Umfrage starten und auch abdrucken?

Allen voran schreibt der Spiegel, :

Die Strafsache OZ wirkt ein wenig gstrig. Seit gut 25 Jahren gehört Graffiti zur urbanen Kultur dazu. 

Spiegel: 03.02.2011
Hamburger Sprayer-Mythos
Der Zauber von OZ
Von Christoph Twickel
Die HipHop-Szene feiert ihn als Helden, der Staatsanwalt hält ihn für krank: Mit Tausenden von Graffiti hat Street-Artist OZ seit 1977 Hamburg verziert, nach insgesamt acht Jahren Knast steht er wieder vor Gericht. Wo endet Kunst im öffentlichen Raum, wo beginnt Sachbeschädigung?
Auf dem Podium lobt man ihn in den höchsten Tönen. "Irgendwann wird OZ aus dem kulturellen Gedächnis der Stadt nicht mehr wegzudenken sein", erklärt der Betreiber des Graffiti-Kunstraums "Vicious Gallery". Der Vertreter der Fanorganisation "Ultrà St. Pauli" erinnert sich daran, dass er mit den Straßenkunstwerken von OZ aufgewachsen ist: "Sie haben mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht gezaubert." Und der Galerist des "OZM Artspace" im Schanzenviertel, in dem die Pressekonferenz stattfindet, feiert den Hamburger Sprayer gar als Pionier eines neuen Kunstverständnisses: "Die wahre Galerie ist die Stadt mit ihren Mauern, ihren Zügen, ihren Elektro-Kästen und Wänden!"
Für die drei Männer zwischen 20 und Mitte 30, urbane Hipster mit HipHop-Bärtchen und ausgewähltem Streetwear-Outfit, ist der kleine, schmächtige Mann, der da unscheinbar in einer Ecke der Galerie sitzt und ungerührt zuhört, ein Held: Walter F. alias OZ, 61 Jahre alt.
Am Donnerstag steht OZ mal wieder vor Gericht: 20 Anklagevorwürfe wegen "Sachbeschädigung" zwischen November 2008 und Juli 2010 stehen an. Sechs Verhandlungstage sind angesetzt, 33 Zeugen sind vorgeladen, allesamt Angestellte der Hochbahn und Polizisten der zwölfköpfigen "Soko Graffiti".
"Free OZ" lautet der Slogan über dem Flugblatt, das im "OZM Artspace" ausliegt. Einmal mehr droht dem schmalen Herrn in der Lederjacke eine Haftstrafe. Rund acht Jahre hat Walter F. schon im Gefängnis verbracht, zuletzt zwischen 2003 und 2006 - von "Repression gegen Kunst im öffentlichen Raum" spricht das Flugblatt. Für die Ausstellung mit OZ-Wandmalereien und Fotografien von mutmaßlichen OZ-Graffiti im öffentlichen Raum hat Walter F. einen kleinen Raum als stilisierte Gefängniszelle gestaltet. Für jeden Tag im Knast hat er einen Strich gesetzt. 2920 sind es insgesamt.
Wann genau aus dem ehemaligen Heimkind aus Hessen der Sprayer OZ geworden ist, weiß man nicht. Verurteilt wurde er zum ersten Mal 1992. Sein Rechtsanwalt Andreas Beuth nennt das Jahr 1977 als Beginn seiner Karriere - eine Zeit, in der die Graffiti-Kultur noch ein Underground-Phänomen aus der Bronx in New York war. Vom "Aufstand der Zeichen" hatte 1975 der französische Philosoph Jean Baudrillard angesichts der um sich greifenden Graffiti-Szene in New York gesprochen. Graffiti sei das Medium derer, die in postindustriellen Metropolen nur für die Rolle der Konsumenten vorgesehen seien. Tausend mit Markern und Sprühdosen bewaffnete Jugendliche seien ausreichend, um die "urbane Ordnung der Zeichen zu stören".
Endlich hat mal jemand diesen grauen Bunker bunt bemalt!
In Hamburg scheint genau dazu ein einzelner Mann fähig zu sein. Das "OZ"-Zeichen, die typischen Spiralen, die bunten Smileys sind überall an Wänden zu finden, unter Dachgiebeln, auf Gullideckeln und auf Verteilerkästen. Tausende, Zehntausende, Hundertausende womöglich? "Nicht alle diese Zeichen stammen von ihm", sagt Anwalt Beuth. Offensichtlich hat das Phänomen OZ tatkräftige Unterstützer - zu unüberschaubar ist das Werk, als dass Walter F. es alleine hätte vollbringen können.
Keinesfalls - das ist in der kleinen Hinterhofgalerie im Hamburger Schanzenviertel zu begutachten - beschränkt sich der 61-Jährige auf die schnell hingesprühten Tags. Bisweilen arbeitet er wochen- und monatelang an großen Pieces. An einem Hochbunker auf St. Pauli hat er mühsam zunächst das Gestrüpp abgetragen, um den verwitterten Waschbeton schließlich mit einem riesigen, bunten Ornament zu versehen, das ein bisschen an Keith Haring erinnert. Bei der Polizei, erklärt der Anwalt, seien Anrufe von Nachbarn eingegangen, die sich hocherfreut gezeigt hatten: Endlich habe mal jemand diesen grauen Bunker bunt bemalt!
Die Strafsache OZ wirkt ein wenig gestrig. Seit gut 25 Jahren gehört Graffiti zur urbanen Kultur dazu. Ehemalige Street-Artists gestalten Werbekampagnen für große Marken und erzielen als Künstler Höchstpreise. Die Fake-Dokumentation "Exit Through the Gift Shop" des britischen Sprayers Banksy ist gerade für einen Oscar nominiert worden. Sie erzählt von Graffiti-Karrieren, die der Geschichte von OZ ähneln: Anonyme Kids machen sich mit manischer Ausdauer daran, den öffentlichen Raum jahrelang und unermüdlich mit ihren Markenzeichen zu dekorieren. Sie werden verfolgt, bestraft und eingesperrt, ihre Bilder werden weggesandstrahlt - und einige von ihnen werden am Ende zu Stars. Brad Pitt und Angelina Jolie besuchten 2008 die Banksy-Ausstellung in Los Angeles, Christina Aguilera gehört zu den Käufern seiner Bilder.
Im Knast für eine Kreidezeichnung auf dem Bürgersteig
Walter F. alias OZ ist unermüdlicher, hartnäckiger, manischer und ausdauernder als die anderen Street Artists. Selbst lange Haftstrafen bringen ihn nicht davon ab, seiner selbstgewählten Berufung nachzugehen. Aber ein Star auf dem Kunstmarkt ist er nicht. Denn auch was die kommerzielle Verwertung seiner Werke angeht, ist er gnadenlos unbestechlich - er verwertet sie nämlich gar nicht. Er hat noch nie ein Bild verkauft. Weil er es einfach nicht will. Wenn man ihn fragt, wie unlängst ein Fanmagazin des FC St. Pauli, ob er besessen sei, antwortet er: "Was heißt schon besessen? Ich sage mir immer: Es gibt noch viel zu tun. Ich habe kein schlechtes Gewissen dabei, die Landschaft zu verschönern."
Womöglich ist einer wie Walter F. dann doch etwas zu kompromisslos, zu sonderbar, zu wenig hip, um vom Kunstbetrieb geliebt zu werden. Die Staatsanwaltschaft will eine "Persönlichkeitsstörung" festgestellt haben. Er selbst hält sich, wie es in den Gerichtsunterlagen heißt, "nicht für krank". Sondern die Gesellschaft: "Auf euren krankhaften Putzwahn scheiße ich, komme was wolle!", steht in der Kunst-Gefängniszelle an der Wand, darunter zeigt ein gemalter Pfeil auf eine Kloschüssel. Er sieht sich als Kämpfer wider die Dominanz der Werbung, wider die graue Betonstadt.
"Alles Schmiererei, oder?", ruft er den Journalisten augenzwinkernd zu, die sich die Fotowand mit den echten oder vermeintlichen OZ-Graffiti ansehen. Die "Bild"-Zeitung nennt ihn seit Jahren "Hamburgs schlimmsten Schmierer". 2003 rief das Blatt ihm nach seiner Verurteilung "Endlich im Knast!" hinterher.
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Den erneuten Prozess gegen Walter F. nehmen seine Verehrer zum Anlass, gegen diese Schmierfinklogik zu Felde zu ziehen. Die Streetart-Galeristen und -Künstler verehren ihn als unbeugsamen Wegbereiter, die Gängeviertel-Besetzer haben einen Benefizabend für ihn veranstaltet, das Unterstützerbündnis vermutet "eine uralte, tiefsitzende bürgerliche Verachtung gegenüber anderen Lebensentwürfen" und fragt: "Wie lässt sich verstehen oder erklären, dass ein Mensch deshalb eine in der Summe mehrjährige Haftstrafe erhält, welche von der Dauer einer juristischen Schwere von Taten wie Mord oder Totschlag gleichkommt?"
Tatsächlich liegt die Vermutung nahe, dass mit den OZ-Prozessen ein Einzelner, leicht fassbarer, weil ungeschützt agierender Sonderling stellvertretend für die ganze Szene abgestraft werden soll. Die "Sachbeschädigungen", die Walter F. tatsächlich zur Last gelegt werden können, sind von eher nichtiger Art: Die Beamten der "Soko Graffiti" haben ihn dabei ertappt, wie er etwa die Rückseite von Verkehrschildern besprüht hat, oder Verteilerkästen, die bereits über und über mit Aufklebern, Plakatresten undTags versehen waren. Auch eine Kreidezeichnung auf dem Bürgersteig ist in der Anklageschrift aufgeführt. "Da müssen wir ja demnächst Kinder wegen Sachbeschädigung belangen", ruft der Galerist empört aus.
Anwalt Andreas Beuth fordert, Graffiti endlich wie eine Ordnungswidrigkeit zu behandeln. "Das hat nichts im Strafrecht verloren", sagt er. "Menschen wie OZ gehören nicht in den Knast."


"OZ - Der Hamburger Sisyphos": 
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07.04.2009

Graffiti-Ausstellung
Keine Subversion, nirgends
Von Ingeborg Wiensowski
Sprayen auf der Straße, das ist illegal, mutig und verboten, das ist Abenteuer, Einsatz und Risiko. Eine Pariser Schau zeigt dagegen: Tags in Reih und Glied, alle gleich groß und schrecklich schön bunt. Illegal sind diese genormten Graffiti nicht - und auch keine Kunst.
Graffiti im Museum? Kein Problem. Seit sich Sammler und Kunstmarkt der Graffiti-Kunst angenommen haben, ist sie salonfähig geworden, und Ausstellungen in Galerien und Museen sind längst kein Einzelfall mehr.
Selbst für ein französisches Staatsmuseum wie den pompösen viktorianischen Pariser Grand Palais ist es völlig unproblematisch, die derzeitige Ausstellung "Le Tag - Collection Gallizia" mit Spray-Bildern von immerhin 150 internationalen Graffiti-Künstlern zu zeigen - trotz des Widerspruchs, dass die "Tags" außerhalb des Museums an Mauern, Hauswänden, in der Metro oder als Übermalung von Plakaten ihren Urhebern Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeit oder Sachbeschädigung mit hohen Geldstrafen einbringen würden.
Vielleicht ist es dieser Widerspruch, der die vielen Besucher ins Museum zieht. Aber vielleicht ist das große Interesse an der Trivialkultur Graffiti auch deshalb nachvollziehbar, weil sich anerkannte Galerien- und Kunstmarkt-Kunst in ihren Inhalten, ihrer Präsentation und Vermarktung oft kaum noch von Konzepten aus Werbung, Design und Fotografie unterscheidet. Und weil Gemälde und Skulpturen "Konzepte" sind und "Arbeiten" heißen. Keine "Aura" mehr beim Kunstwerk, unter den Künstlern nirgends ein "Genie", nur noch "Stars" ohne "Bohemien"-Leben, ohne Leidenschaft und Leiden. Kein Gegenentwurf zum geschäftlichen und zum bürgerlichen Dasein mehr.
Da sieht es bei den Graffiti-Künstlern schon anders aus. Denn Sprayen auf der Straße, das ist illegal, aufregend, mutig und verboten, ist Abenteuer, Einsatz und Risiko. Street Art, das ist Aggression gegen die bürgerliche Ordentlichkeit, ein Schlag ins Gesicht der Ordnungshüter, das ist Protest, Widerstand, Rock 'n' Roll.
Sprayer malen spontan, turnen nachts auf U-Bahnzügen herum und sind Romantiker, die sich mit ihren "Tags" zu erkennen geben, sich damit einen Namen machen - und zu Legenden in ihrer Nachbarschaft werden können, die von den Kumpels respektiert und nicht "gecrossed", also übermalt werden.
Denkt man. Und dann das.
Ordentlich in Reih und Glied an den Wänden des 700 Quadratmeter großen Saals hängen die Tags. Viermal übereinander, viermal je 60 Zentimeter hoch, auf genormten Leinwänden, jede 180 Zentimeter lang. Hier tanzt kein Sprayer aus der Reihe, noch nicht mal mit seinem gesprayten Anliegen. Denn auch das ist genormt: "Die Signatur des Künstlers, sein ,Tag', auf der linken, und seine Illustration des Wortes ,Liebe' auf der rechten Seite", erklärt der Sammler und Architekt Alain-Dominique Gallizia. Der hat die Ausstellung kuratiert, er hat die Graffiti-Künstler ausgewählt, hat ihnen die Regeln vorgegeben und sie dann zur "Ausführung" in sein Studio in einem Pariser Außenbezirk eingeladen.
62 Graffiti-Künstler aus den USA, 51 Franzosen, vier Deutsche, ein paar Belgier, Briten, Schweizer, Kanadier, Australier, ein Koreaner und ein Japaner sind dabei, einige der Eingeladenen haben abgesagt. Nicht, dass sie was gegen sein Konzept gehabt hätten, sie wollten lieber in der Anonymität bleiben, sagt Gallizia.
Denen, die zur Pressekonferenz und zur Eröffnung gekommen sind, ist das nicht mehr wichtig, "wir wollen raus aus der Illegalität", sagt ein französischer Sprayer. Er selbst habe kein Problem mit der Legalisierung seiner Arbeit und seine kritische Haltung werde er beibehalten. Am liebsten für den Kunstmarkt.
Nun kann man keinem Menschen übelnehmen, wenn er von seiner Arbeit leben will. Bloß dass die Arbeit eines Graffiti-Sprayers nicht auf vorgegebenen Leinwänden stattfinden kann und schon gar nicht zu vorgegebenen Themen, das steht fest. Denn dann handelt es sich nicht mehr um Graffiti.
Und um Kunst auch nicht unbedingt, so viel steht ebenfalls fest, wenn man die 150 Arbeiten ansieht. Denn die sind zwar schön bunt, aber wenig individuell und selten originell.
Zum Thema "Liebe" ist den meisten ein Herz eingefallen, rot natürlich. Blade, "einer der weltbekanntesten Graffiti Pioniere", hat den Buchstaben "A" in seinem Namen durch ein rotes Herz ersetzt. Iz the Wiz aus den USA, Spezialist im subway-spraying, hat aus einem großen und vielen kleinen Herzen ein rosa Ausrufezeichen mit rotem Rand hinter seine Initialen gebastelt, während sein Landsmann Stayhigh zu seinem roten Herz noch dreimal "Love" und einmal "make love not war" sprayt.
Kämen die vielen Liebe-Wortgestaltungen wenigstens ein bisschen ironisch oder komisch daher. Aber nein, meist sind sie hübsch passend zur Farbe des Tags gestaltet. Der Brasilianer Nunca setzt zu "Amor" noch ein kleines Herzchen, einem anderen reichen die drei ersten Buchstaben von "Love", dafür hat das V einen Pfeil nach oben und daneben steht ein Euro-Zeichen. Und für Lazou aus Frankreich illustriert ein Baby die Liebe.
So ungefähr, mit wenigen Ausnahmen, geht es auf allen Leinwänden zu.
Der Chef vom Palais du Tokyo, dem Pariser Museum für zeitgenössische Kunst, soll gesagt haben, 99 Prozent aller Urheber von Graffiti seien "Dummköpfe".
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